Schloss Strehla

Das Strehlaer Schloss

Das Strehlaer Schloss prägt gemeinsam mit dem Wasserturm und der Kirche Zum Heiligen Leichnam die Stadtsilhouette Strehlas und ist bereits von Weitem aus verschiedenen Richtungen gut zu sehen. Es befindet sich, ähnlich wie die Albrechtsburg in Meißen, am Rand einer felsigen Erhebung, die zum linksseitigen Elbufer steil abfällt. Am Fuße dieses Abhangs liegt, in wenigen Metern Luftlinie zur Elbe, die Streuobstwiese unseres Vereins.

Das Schloss Strehla, rechts davon die Streuobstwiese und die daran angrenzende Elbwiese

Das Strehlaer Schloss besitzt eine bewegte Vergangenheit. So wurde es ursprünglich als Burgward im 10. Jahrhundert von König Heinrich I. erbaut [1], was den burgartigen Charakter der heutigen Anlage erklärt. Burgwarde waren wehrhafte Burganlagen innerhalb eines größeren Territoriums, die unter dem Befehl eines Mark- oder Grenzgrafen standen. Sie dienten zum einen der Verwaltung der umliegenden Dörfer, des Burgwardbezirks, aber vor allem der Landes- und Grenzsicherung.

Dem Strehlaer Burgward fiel zudem noch eine ganz entscheidende weitere Funktion zu: Die Sicherung und der Schutz einer nahegelegenen Elbefurt, durch die das Überqueren der Elbe aufgrund der geringen Wassertiefe lange Zeit zu Fuß möglich war. Sie befand sich auf Höhe des Nixsteins und wurde später im Zuge der Lastenschifffahrt weggesprengt. Diese Furt war eine wichtige Wegstation verschiedener bedeutender (Fern-)Handelsstraßen des Mittelalters, wie der „Alten Salzstraße“; aber auch des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela [2].

Damit war Strehla über die verschiedenen Jahrhunderte ein wichtiger politischer und strategischer, aber besonders auch wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt. Dem Verlauf der Handelswege war es zu verdanken, dass Strehla sehr früh, ab 1065, das Marktrecht, Stadtrecht, sowie Salzstapel-, Zoll- und Münzrecht besaß [1,3].

Obwohl kein genaues Datum überliefert ist, wann der Strehlaer Burgward errichtet wurde, kann davon ausgegangen werden, dass er in der Zeit nach 928 entstand, nachdem Heinrich I. den Sieg über die Slawen in der Region erzielt hatte. Um die Landesgrenze zu sichern, ließ er in dieser Zeit erst in Meißen (Albrechtsburg) und dann elbabwärts in Zabel, Boritz und Gröba, Burgwarde bauen [1]. Dass auch die Entstehungszeit des Strehlaer Burgwards in diese Periode fällt, ist sehr wahrscheinlich.

Nach der Erbauung des Burgwards wechselten Besitz- und Herrschaftsverhältnisse bis ins 14. Jahrhundert sehr häufig. So gehörten Stadt und Burg unter anderem zum Besitztum des Bistum Naumburg und der Markgrafen von Meißen. Im Jahr 1384 ging die Burg in den Besitz von Ritter Otto von Pflugk über, der sie von König Wenzel für treue Dienste geschenkt bekam und blieb bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts im Familienbesitz der von Pflugks.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde die Burg zum Schloss umgebaut und so von einem Wehr- zu einem Repräsentationsbau. Die Anlage wurde in dieser Zeit um die sogenannte Vorburg, die als nahezu abgetrennter Bereich die Wirtschaftsgebäude des Schlosses beherbergte, sowie um das zur Vorburg führende Torhaus erweitert [1,4].

Im Jahr 1946 kam es zur Enteignung der Familie Pflugk. Das Schloss wurde in den Folgejahren bis in die 1970er Jahre als Kinderheim genutzt. Während dieser Periode wurden Teile der Wirtschaftgebäude im Vorhof abgerissen und großflächige bauliche Veränderungen im Innenraum vorgenommen. Mitte der 90er Jahre wurde das Schloss dann privatisiert und teilsaniert. In dieser Form ist das Strehlaer Schloss bis heute erhalten geblieben.

Quellen:

[1] Heinrich Gotthelf Ruppel, Aus Strehlas vergangenen Tagen Bd. 1-2, Strehla 1936/1938.

[2] Heinz Taupitz, Geschichte und Baudenkmale der tausendjährigen Stadt Strehla, Strehla 1983.

[3] Fritz Rauda, Schloss Strehla, die fast tausendjährige Elbwarte, in: Mitteilungen des Landesverein Sächsischer Heimatschutz Band XIX, Heft 9/12 (1930).

[4] Eberhard Czaya, Die Elbe. Vom Riesengebirge zur Nordsee: Königgrätz, Dresden, Meißen, Wittenberg, Dessau-Wörlitz, Magdeburg, Hamburg, Cuxhaven (DuMont-Kunst-Reiseführer), Köln 1995.